Mit bisher 25 Veranstaltungen hat sich die Gran Canaria Swim Week by Moda Cálida zu einem internationalen Treffpunkt für Bademode entwickelt. In ihrer Funktion als Stadträtin für Industrie, Handel und Handwerk des Inselrats von Gran Canaria ist Minerva Alonso für die Förderung der Textilindustrie der Region zuständig und rückt die Mode der Insel in den Mittelpunkt des Interesses der Branche.
Professionalisierung, Internationalisierung, Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind die Herausforderungen, denen sich die nächste Show stellen muss. Mit rund 30 nationalen und internationalen Marken findet sie vom 20. bis 23. Oktober 2022 im Konferenz-Center Expomeloneras im Süden der Insel statt.

SOUS hatte Gelegenheit zu einem Gespräch mit Minerva Alonso.

Letztes Jahr fand der Catwalk zum 25. Mal statt. Wie hat er sich im Laufe der Jahre entwickelt?
Bei der letzten Swimwear Fashion Week genossen wir eine sehr große Medienaufmerksamkeit. Da die Coronakrise zu einer geringen Auslastung führte, hat das Cabildo de Gran Canaria große Anstrengungen unternommen, die ausstellenden Brands bestmöglich in den Fokus zu rücken.
Und was die Entwicklung betrifft, so sind wir mittlerweile Mitglied der European Fashion Alliance und waren auf der Berliner Modewoche vertreten. Diese Aktionen zielen darauf ab, uns als europäische Bademodenplattform zu etablieren.

Wie spiegelt sich diese Entwicklung in der kanarischen Textilindustrie und den beteiligten lokalen Marken wider?
Cabildo de Gran Canaria ist lediglich für Gran Canaria zuständig. Aber uns liegen Daten über die industrielle Entwicklung der gesamten Kanarischen Inseln vor, die sehr positiv zu bewerten sind. Demzufolge ist die Zahl der textilen Unternehmen in den Jahren 2009 bis 2019 um fast 40 Prozent gestiegen. Zudem gibt es weitere positive Zahlen. So hat das Umsatzwachstum im Vergleich zu 2019 um 28 Prozent zugelegt.
Das alles ist ein Beweis dafür, dass die Kommunikations- und Werbemaßnahmen Früchte tragen und dass das institutionelle Programm der Gran Canaria Moda Cálida – kurz GCMC – als Unterstützung funktioniert.

Die Vermarktung von Marken und Kollektionen war aufgrund von Faktoren wie Standort, steuerliche Bedingungen etc. schon immer schwierig. Inwieweit tragen die GCMC-Plattform und die Verwaltung dazu bei, dies zu minimieren?
Selbst wenn die Insellage viel Positives zu bieten hat, ist es nicht von der Hand zu weisen, dass der Standort für Unternehmen seinen Preis hat. Sei es bei der Einfuhr von Material und Maschinen, der Suche nach Arbeitskräften oder der Vermarktung der Produkte im Ausland.
Das Cabildo de Gran Canaria befasst sich in vielerlei Hinsicht mit den Schwierigkeiten, die sich daraus ergeben. Die steuerlichen Bedingungen und die Zollpolitik liegen zwar außerhalb unserer Zuständigkeit. Wir haben jedoch die Probleme und Bedürfnisse unserer Branche bei den zuständigen Verwaltungen vorgebracht.
Zwischenzeitlich ist alles, was das GCMC den Unternehmen offeriert, ein Weg, diese Schwierigkeiten zu minimieren. Wir sprechen hierbei von Subventionen für Beschaffung, Produktion und Marketing sowie für Ausbildungsstipendien und Präsenzen auf internationalen Veranstaltungen.

Welche wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen hat die Textil- und Modeindustrie auf die Region?
Unsere Zuständigkeit beschränkt sich auf Gran Canaria und wir arbeiten derzeit an einer Studie über die Auswirkungen auf die Insel, die der Textilsektor sowie unsere Hauptveranstaltung, die Swimwear Fashion Week, haben. Diese Studie ist Teil des europäischen Interreg-Mac-Projekts Modamac, bei dem wir federführend sind. Sie vermittelt nicht nur valide Daten dieses Wirtschaftssektors in der Region Makaronesien, sondern sie wird auch die Zusammenarbeit der Gebiete äußerster Randlagen fördern. Damit sollen die Exportkapazitäten der Modeindustrie verbessert werden, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen, bestehende Produktions-, Werbe- und Vertriebskanäle zu stärken und weitere Potenziale auf ausländischen Märkten zu erschließen.

Um auf internationaler Ebene Fuß zu fassen, pflegt das Event sein Image durch die aktive Teilnahme an Messen wie der Maredamare oder die Förderung von Kooperationen wie mit der Berliner Modewoche. Haben diese Maßnahmen kommerzielle Ergebnisse?
Wir nehmen seit zwei Ausgaben an der Florentiner Messe Maredamare teil und haben eine Kooperation vereinbart. Deren Ziel es ist, die Präsenz der Gran Canaria Moda Cálida in Florenz zu fördern und der Maredamare eine Fläche auf der Swimwear Fashion Week zu geben.
In Berlin haben wir unsere Plattform vorgestellt und sind so in den Dialog mit anderen europäischen Modemachern getreten, was neue Geschäftskontakte und Networking für unsere Designer mit sich brachte. Im Gegenzug werden deutsche Firmen auf unserer Show zu sehen sein.

Darüber hinaus sind Sie gerade der European Fashion Alliance beigetreten, um ein florierendes, nachhaltiges und integratives System in der Modeindustrie zu fördern. Was bedeutet das?
Die Zugehörigkeit zur European Fashion Alliance bringt unsere Messe auf die europäische Landkarte der Mode, nimmt uns in den Kreis der professionellen Schauen auf und erlaubt es uns gleichzeitig, unsere Insel als touristisches Ziel zu bewerben, was eng mit dem Thema Bademode verbunden ist.
Das sind für uns als Insel wichtige Punkte, die wir durch das Projekt Ecoisla fördern. Dieses zielt darauf ab, unsere Region für künftige Generationen umzugestalten. Der Modesektor ist ein Teil davon.

Welche Neuheiten werden im Oktober zu sehen sein? Wie viele Unternehmen nehmen teil?
Zum Termin 2022 werden vier aufstrebende Unternehmen vertreten sein, 19 nationale und neun internationale. Wir ziehen es vor, nicht zwischen national und lokal zu unterscheiden.

Welche Auswirkungen hat die aktuelle geopolitische Lage auf die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie und der Marken Gran Canarias?
Das Produkt, das Gran Canaria bietet, hat immer einen Mehrwert. Es ist anders, weil es an diesem Ort hergestellt wird, weil es handwerklich gefertigt und von höchster Qualität ist. Und schließlich, weil es sich um ein Produkt mit einer eigenen Identität handelt. Kunden schätzen all dies immer mehr.
Eine andere Frage ist, wie sich sowohl die Pandemie als auch die durch den jüngsten Krieg ausgelöste Inflation auf den Sektor auswirken. Das hat sicherlich für alle Unternehmen Folgen, vor allem aufgrund unserer Insellage.

Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind weitere Herausforderungen, die zu berücksichtigen sind. Inwieweit arbeiten Sie in beiden Bereichen?
Bei den Ausschreibungen für Fördermittel zur Unterstützung von Unternehmen auf Gran Canaria legen wir Wert auf Aspekte wie Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Dies hat dazu geführt, dass sich alle Marken in der virtuellen Welt positioniert haben. Darüber hinaus werden beide Aspekte im Rahmen der Teilnahme an der Swimwear Fashion Week gefördert, weil wir uns gerade dadurch auszeichnen, dass wir die Gründung von kleinen Unternehmen mit kleinen Werkstätten fördern, die einen Badeanzug oder Bikini von höchster Qualität und auf nachhaltige Weise hergestellt anbieten.

Bitte noch ein paar Schlussworte zum bevorstehenden Event!
Die Swimwear Fashion Week wird in diesem Jahr zu einem Erlebnis mit Fokus auf Internationalität: mit Teilnehmern aus Deutschland, Dänemark, Spanien, Kolumbien, Israel, Schweden, dem Vereinigten Königreich und Italien.
Gekrönt von der Atmosphäre, die ein Mode-Event mit sich bringt, plus der Tatsache, dass es auf der wunderschönen Insel Gran Canaria stattfindet.
Die Besucher erwartet also ein unvergessliches Ereignis!